Temporalität des Wohnens und Arbeitens. Orte der emotionalen Beheimatung und der Alltagspraktiken

Wohnen und Arbeiten heute – hier dauerhaft zuhause oder nur auf Zeit?

Projekttitel „Temporalität des Wohnens und Arbeitens“

Wohnen wird in der Regel sowohl im Alltag als auch wissenschaftlich als mehr oder weniger dauerhaftes Leben an einem Ort verstanden. Allenfalls in Großstädten sind Fluktuation, begrenzte Wohndauer oder Multilokalität (Leben an zwei oder mehr Orten) ein Thema.

Was verstehen wir unter „Temporalität“?
Wir nennen dieses Wohnen auf Zeit oder an mehreren Orten „Temporalität des Wohnens“. Da wir davon ausgehen, dass dieses Phänomen häufig damit zusammenhängt, dass Menschen aufgrund ihrer zeitlich befristeten Arbeitsverhältnisse oder ihrer Ausbildung (Praktika, Studium) „auf Zeit“ an den jeweiligen Orten wohnen, trägt das Forschungsprojekt, das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziert wird, den Titel „Temporalität des Wohnens und Arbeitens“.

Wo wohnen viele „Menschen auf Zeit“?
In Klein- und Mittelstädten im Umland der Großstädte wird meist von deutlich längerer Wohndauer, geringerer Fluktuation und geringeren Anteilen multilokal Lebender ausgegangen. In diesem Projekt werden wir diese Vorannahmen kritisch hinterfragen. Wir gehen vielmehr davon aus, dass die Temporalität des Wohnens kein ausschließlich großstädtisches bzw. innerstädtisches Phänomen ist, sondern auch in suburbanen Lagen zu beobachten ist, weil sich die Arbeitswelten allgemein und überall verändert haben.

Wie sieht der Alltag des „temporären Wohnens“ aus?
Bisher weiß man nur sehr wenig über Menschen, die temporär leben, nicht zuletzt, da sie nicht leicht zu erreichen sind. Da jedoch diese Gruppe immer größer wird und es wichtig ist, ihren Lebensalltag und ihre Bedürfnisse zu kennen, möchten wir sie und ihre Nachbarschaft zu diesem Thema befragen. Uns interessiert z.B., wo sie sich zuhause fühlen und warum, ob sie schon früher in ihrem Leben Erfahrungen mit temporären Wohn- und Arbeitsverhältnissen gemacht haben, wie sie dieses temporäre Leben bewerten, ob sie dieses Leben als Kompromiss ansehen und vieles mehr.

„Temporäre Wohnende“ in der Nachbarschaft?
Uns interessiert aber auch, wie Menschen grundsätzlich dieses Phänomen bewerten, auch wenn sie selbst dauerhaft an dem Ort leben. Nehmen sie in ihrer Nachbarschaft wahr, dass es temporär Wohnende gibt, sind Familienmitglieder vielleicht auf Zeit an einem anderen Ort (das kann auch ein eigenes Ferienhaus sein) und hat sich durch die rasche Digitalisierung etwas daran geändert?

In welchen Orten befragen wir für unser Projekt?
Als Untersuchungsorte haben wir die beiden Großstädte Frankfurt mit den Umlandgemeinden Hofheim am Taunus und Neu-Isenburg und Leipzig mit Schkeuditz und Taucha ausgewählt. Dort fanden die postalischen Befragungen im Frühjahr 2023 statt. Insgesamt wurde zu diesem Zweck an insgesamt 10.000 Einwohner: innen ein Fragebogen verschickt, der auch online zur Verfügung stand und dort auch in englischer und türkischer Sprache angeboten wurde.

Zudem vertieft das Projektteam an der RWTH Aachen dieses Thema in Einzel-Interviews und kann damit noch viele weitere Aspekte thematisieren.

 

Publikationen

Wächter, L. (2024). Beyond Permanent Residences: Measuring Place Attachment in Tempo-Local Housing Arrangements. Urban Studies, 8(4), 173.

Willecke, M., & Wächter, L. (2024). Unveiling her perspective: exploring women's multi-local living arrangements in German cities. Women's Studies International Forum, 107, 103004,

 

Temporalität des Wohnens und Arbeitens