Lehramt Geographie PLUS: Entwicklung und Betreuung eines Lehrprogrammes zur Verbindung des Lehramtsstudiums mit Forschung am KIT und Praxisfeldern der Geographie
- Ansprechperson:
- Förderung:
Bundesministerium für Bildung und Forschung
- Starttermin:
2012
- Endtermin:
2020
Im Rahmen des Programms ‚Lehramt Geographie PLUS‘ wird ein Veranstaltungsangebot für Studierende entwickelt und durchgeführt, bei dem Lehre und Forschung eng miteinander verknüpft werden. Innerhalb des Projektseminars, das sich über zwei Semester erstreckt, setzen sich die Studierenden mit einer geographischen Fragestellung intensiv auseinander. Sie sind dabei an allen Schritten des Forschungsprozesses, von der Entwicklung der Fragestellung bis zur Veröffentlichung der Ergebnisse, maßgeblich beteiligt. Diese Art von forschungs- und praxisorientierter Lehre stellt im Rahmen der Lehramtsstudiengänge eine gänzlich neue und innovative Lehrform dar. Der letzte Schritt, die Veröffentlichung der Forschungsergebnisse, findet in einem außer-universitären Kontext im Rahmen einer öffentlichen Abendveranstaltung statt. Dadurch werden geographische Themen und Perspektiven in öffentliche Diskurse eingebracht. Für die Studierenden führt der öffentliche Modus der Präsentation und die Tatsache, dass die von ihnen erhobenen Ergebnisse ‚nicht in der Schublade verschwinden‘, zu einer hohen Motivation.
Nach einer erfolgreichen ersten Förderperiode (2012-2016) wird das Programm ‚Lehramt Geographie PLUS‘ in den Jahren 2017-2020 fortgeführt. Die erste Förderperiode hat gezeigt, dass die im Projektseminar erlernten Kompetenzen sich sehr positiv auf den weiteren Studienverlauf der Studierenden und auf die Ergebnisse der Abschlussarbeiten der Studierenden auswirken. Aus diesem Grund ist das Projektseminar in der zweiten Förderperiode nicht mehr im Wahlpflichtbereich, sondern im Pflichtbereich des Studiengangs ‚Bachelor of Education Lehramt Geographie für Gymnasien‘ angesiedelt. Um der hohen Nachfrage gerecht zu werden, wurde der Veranstaltungsturnus verdoppelt.
Das Projektseminar findet regelmäßig in Kooperation mit verschiedenen Ämtern der Stadt Karlsruhe und mit anderen Fachbereichen des KIT wie z. B. der Fakultät für Architektur statt. Dabei zeigt sich stets, dass die verschiedenen Zugangs- und Arbeitsweisen eine Bereicherung darstellen, von der die Studierenden sehr profitieren. Aufgrund der sehr positiven Erfahrungen, die im Rahmen der ersten Periode mit fächerübergreifenden Kooperationen gemacht wurden, wird in der zweiten Förderperiode eine noch stärkere Vernetzung mit anderen Fachbereichen sowie öffentlichen Institutionen angestrebt.
Das Programm ist Teil des Projekts Lehre hoch Forschung am KIT.
Bisher wurden Projektseminare zu folgenden Themen durchgeführt (Stand Juni 2018):
Nachhaltige Stadt (2018-2019)
Weltweit lebt die Hälfte der Menschen in Städten, und die Tendenz ist steigend. Dabei führen ökologische, soziale und ökonomische Probleme vielerorts dazu, dass das bisherige Handeln und Wirtschaften in Frage gestellt wird und nachhaltiges Handeln in den Fokus der Öffentlichkeit rückt. Doch wie sieht eine ‚nachhaltige Stadt‘ aus? Und wie kann Nachhaltigkeit auf Stadt- und Stadtteilebene am Beispiel von Karlsruhe gemessen werden? Mit diesen und weiteren Fragen zum Thema ‚Nachhaltigkeit‘ befassen sich Studierende im Projektseminar, das im Sommersemester 2018 startet.
„Wohnst du schon oder schläfst du noch?“: Saisonale Multilokalität in Stadt und Land (2017-2018)
Weinlese, Rebschnitt, Bauprojekte und Pflegedienst: viele Arbeitnehmer/innen benötigen temporär Wohnräume, um ihren Tätigkeiten nachzukommen. Diese sogenannten ‚saisonalen Multilokalen‘ wohnen – abhängig von den Anforderungen ihrer Erwerbsarbeit – an zwei oder mehr Standorten, die häufig mehrere hundert Kilometer auseinanderliegen. Dies wirkt sich auf die Organisation des alltäglichen Lebens, aber auch auf die Identität der betroffenen Personen aus. Am ‚Heimatort‘ und dem ‚Ort in der Fremde‘ – sofern diese überhaupt unterschieden werden können – stellt sich die Frage nach der Integration. Unter der Leitung von Prof. Dr. Caroline Kramer und Angelika Hoppe (IfGG) und Prof. Kerstin Gothe und Markus Kaltenbach (Fakultät für Architektur) gingen die Studierenden beider Fachrichtungen den folgenden Fragen auf den Grund:
Wie leben und wohnen saisonale Multilokale? Wie sehen diese Wohnräume aus? Wie richten sich die Anbieter dieser Unterkünfte darauf ein? Inwieweit sind diese Wohnformen planbar? Welche Rolle spielen die Arbeitgeber? Wie gestalten die saisonal Multilokalen ihr Leben zwischen dem Hier und dem Dort? Wo sind die Unterschiede zwischen Stadt und Land?
Die öffentliche Präsentation der Ergebnisse findet am 26.07.2018 um 19:00 Uhr im Architekturschaufenster Karlsruhe (Waldstraße 8, 76133 Karlsruhe) statt.
Geography meets Hollywood (2017-2018)
In diesem Projektseminar ‚Geography meets Hollywood‘, das mit filmischen Medien arbeitet, stand die gesamte Stadt Karlsruhe im Fokus. Unter der Leitung von Angelika Hoppe und Dipl.-Geographin Anna-Maria Woszczyk entstanden vier Filme:
- ‚Digitales Karlsruhe – Erleben, Erforschen, Entdecken‘: Der Film beleuchtet vor allem das ZKM (Zentrum für Kunst und Medien) als interaktive Einrichtung. Wie sieht eine aktuelle Ausstellung aus, welche Projekte gibt es und wie lässt sich dies im Stadtraum Karlsruhe erleben?
- ‚Perspektiven des Karlsruher Christkindlesmarkts‘: 2017 wurde wieder erstmalig ein Teil des Christkindlesmarkts an den Marktplatz verlagert. Der Film untersucht das Verhältnis des ‚neuen‘ Christkindlesmarkts am Marktplatz und des ‚alten‘ Christkindlesmarkts am Friedrichsplatz.
- ‚Grün in der Stadt‘: Stadtklima und Nachhaltigkeit werden immer größere und wichtigere Themen in städtischen Entwicklungsprozessen und Planungen. In wie weit Grünflächen wichtig für das Stadtklima sind und welche Möglichkeiten die Stadtplanung bietet wird in dieser dokumentarischen Sequenz beleuchtet.
- ‚Street Art – Graffiti‘: Erlaubt oder unerlaubt – Street Art ist Bestandteil einer jeden Stadt und findet sich überall. Was erzählen uns Graffiti und ihre Schaffer und wie macht sich diese Kunstform in Karlsruhe bemerkbar?
Geography meets Hollywood (2016-2017)
Das Verhältnis von Geographie und Film bildet den Schwerpunkt dieses methodenorientierten Projektseminars. Zwei unterschiedliche Herangehensweisen kamen dabei zum Einsatz: (1) Anhand eines Treatments (Drehbuch bzw. dessen Vorformen) wurden Film, Schnitt, Dramaturgie und Filmaufbau gestaltet. (2) Leitfadengestützte Experteninterviews wurden filmdokumentarisch erfasst. Das Projekt fand unter Leitung von Angelika Hoppe und in Kooperation mit der Diplom-Geographin und Regisseurin Anna-Maria Woszczyk statt.
Als Forschungsfeld diente die Karlsruher Oststadt, die sich aufgrund ihres studentischen Charakters sehr gut für die aktuelle Themenauswahl eignete. Im Rahmen des Projektseminars entstanden die folgenden Filme:
- ‚Bienen in der Fächerstadt – Urban Gardening in Karlsruhe‘: Der Film beleuchtet das Phänomen des Urban Gardenings in der Oststadt anhand eines filmischen Streifzugs durch den Marstallgarten und den Fächergarten. Deutlich wird dabei, dass Urban Gardening nicht nur Vorteile für die menschlichen, sondern auch für die tierischen Stadtbewohner bietet.
- ‚Von der Tötungsfabrik zum Kreativpark‘: Wo bis 2006 am Rande der Oststadt Tiere geschlachtet wurden, entsteht im ‚Schlachthof‘ bis heute ein sogenannter „Kreativpark“ mit vielfältigen Kulturzentren und künstlerischen Einrichtungen. Dieser strukturelle Wandel bringt einen Imagewandel mit sich – der Film versucht, diesen festzuhalten.
- ‚Studieren in Karlsruhe – Meine erste Wohnung‘: Die erste „Prüfung“ eines jeden Studiums ist meist die Wohnungssuche. Der Film begleitet eine frisch gebackene Abiturientin auf ihrer Suche nach einem WG-Zimmer.
- ‚Kreative Köpfe – Studentischer Alltag in der Karlsruher Oststadt‘: Vormittags im Bett, nachmittags im Park und abends auf einer Party? Den studentischen Alltag von Kunst- und Musikstudierenden zeigt dieser Dokumentarfilm.
- ‚Secret Places – Verbindungen in der Karlsruher Oststadt‘: Der Dokumentarfilm gewährt einen Einblick in den Alltag in der Studentenverbindung ‚Teutonia‘ und ihre Sitten und Bräuche.
Students only – andere müssen draußen bleiben! Studentifizierung auch hier in Karlsruhe? (2015-2016)
„Man sollte froh sein, dass wir hier die Studenten haben, sonst wäre Karlsruhe nämlich ein Dorf.“
Diese Aussage eines Inhabers eines Lokals in der Karlsruher Innenstadt weist auf die große Bedeutung der Studenten für die Stadt Karlsruhe hin. Rund 43.000 Studierende gibt es in Karlsruhe, Tendenz steigend (Amt für Stadtentwicklung 2016). Somit ist jeder siebte der rund 300.000 Einwohner an einer der neun Hochschulen der Stadt immatrikuliert, aufgrund des hohen Anteils an Studierenden bezeichnet sich die Stadt Karlsruhe selbst als ‚Studenten- und Wissenschaftsstadt‘. Der Lokalinhaber sieht die Studierenden als essentiellen Bestandteil der Stadt und sein Bild von Studierenden ist positiv geprägt. Der Einfluss von steigenden Studierendenzahlen auf die Stadt wird in der Literatur mit dem Begriff ‚Studentification‘ (dt. Studentifizierung) bezeichnet.
Das Forschungsprojekt ‚Students only? – Andere müssen draußen bleiben! – Studentifizierung auch hier in Karlsruhe?‘ hatte zum Ziel, eine mögliche Studentifizierung auch in Karlsruhe zu untersuchen und gegebenenfalls Abweichungen zu derjenigen in Großbritannien festzustellen. Um eine Vergleichbarkeit zwischen der Forschung in Deutschland und der Forschung in Großbritannien zu schaffen, wurde die Thematik auf möglichst ähnliche Teilaspekte hin untersucht.
Das Forschungsprojekt wurde ab dem Wintersemester 2015-2016 im Rahmen eines methodenorientierten Projektseminars am Institut für Geographie und Geoökologie (IfGG) des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) durchgeführt. Die Leitung oblag Dr. Corina Buckenberger und Angelika Hoppe, an der Durchführung beteiligt waren Studierende des IfGG sowie Schülerinnen des Hector-Seminars (Seminar zur Förderung von Schülerinnen und Schülern mit besonderen Begabungen), die von Frau Angelika Hoppe betreut wurden.
Die Folien zur öffentlichen Präsentation sind online einsehbar.
Neue Wohnformen (2014-2015)
Seit 2009 werden im Karlsruher Südosten, dem ehemaligen Güterbahnhofgelände Wohnungen, Büroflächen und neue Einkaufsläden gebaut. Diese Fläche schließt an die Oststadt, einem Viertel mit hohem studentischem Anteil, an. Die Unterschiedlichkeit und Vielfältigkeit der Wohnformen war Anlass, das Thema ‚Neue Wohnformen‘ im Rahmen eines Projektseminars zu untersuchen.
Nach der Einführung in das Thema und einer Begehung im CityPark und eines Carlofts entwickelten Studierende zwei thematische Schwerpunkte. Zum einen lag das Interesse auf dem studentischen Wohnen, besonders der Wohngemeinschaft, zum anderen bei den Bedürfnissen in einem jungen Stadtteil, wie dem Citypark.
Ausgangspunkt der quantitativen und qualitativen Erhebung bildeten die folgenden Fragen: Welche Wohnformen sind in Karlsruhe verbreitet? Wie entwickelt sich das neue Stadtviertel CityPark? Südstadt oder Südstadt-Ost? Welche Wohnformen zeigen sich im Citypark und bei Studierenden? Die WG - eher eine Zweckgemeinschaft oder eine Wunschfamilie? Die WG - eine eher neue oder alte Wohnform?
Die Folien zur öffentlichen Präsentation sind online einsehbar.
Studienprojekt Nationalpark Schwarzwald (2013-2014)
Angespornt durch den immer wieder aufkommenden Diskurs in Politik und Presse, startete im Oktober 2013 das Projektseminar mit dem Thema ‚Nationalpark Nordschwarzwald‘ (später nach der Gründung des Nationalparks: Nationalpark Schwarzwald). Nach ersten Recherchen und einem Workshop vor Ort befassten sich die Studierenden mit zwei Themen, die eng mit dem Nationalpark und dem damit verbundenen Diskurs verbunden waren. Das Thema ‚Tourismus‘ wurde durch eine Befragung und durch die Auswertung von Sekundärdaten beforscht. Die Studierenden stellten dabei fest, dass die Touristen vor allem von der Natur und der Landschaft des Schwarzwaldes angelockt werden und dementsprechend Outdoor-Sportarten wie Wandern und Radfahren hoch im Kurs stehen. Die Mehrzahl der Befragten begrüßte es, dass Teile des Nationalparks nicht mehr begangen werden dürfen. Neben dem Tourismus wurden die von der Landnutzungsänderung betroffenen Akteure aus Forst- und Jagwirtschaft und aus der Zellstoff- und Papierindustrie befragt. Die leitfadengestützten Interviews zeigten, dass die betroffenen Personen und Betriebe durch die Gründung des Nationalparks Rückgänge in der Holzversorgung fürchteten. Den erfolgreichen Abschluss fand das Projekt am 23.10.2014 in der öffentlichen Präsentation am Windeck-Gymnasium in Bühl. Pressestimmen zur Veranstaltung aus den Badischen Neuesten Nachrichten und dem Badischen Tagblatt (1) (2).
Weitere Informationen können Sie der Präsentation NATIONALPARK SCHWARZWALD entnehmen.
GRENZLAND - Leben an der französisch-deutschen Grenze (2013-2014)
Das erste Projektseminar ging als Pilotprojekt im April 2013 an den Start und fand in Kooperation mit dem Institut Entwerfen von Stadt und Landschaft, Fachgebiet RBL (Regionalplanung und Bauen im ländlichen Raum) aus der Architektur statt. Studierende der Architektur und der Geographie nahmen im ersten Teil, dem Sommersemester 2013, an gemeinsamen Veranstaltungen und Workshops vor Ort in Lauterbourg zu dem Thema ‚Grenzland‘ teil. Die Architektur-Studierenden beendeten ihren Teil mit der Erarbeitung von Szenarien für den Ort noch im Juli. Nach einer Datenerhebung in Lauterbourg und Experteninterviews mit Unternehmen, Beratungsstellen und weiteren öffentlichen Institutionen stiegen die Geographie-Studierenden im Wintersemester 2013/2014 in die Auswertung und Ausarbeitung der Ergebnisse ein. Seinen erfolgreichen Abschluss fand das Projekt am 14.04.2014 in der öffentlichen Präsentation im alten Zollhaus in Lauterbourg, dem Sitz des Eurodistrict Regio PAMINA.
Weitere Informationen finden Sie in der Broschüre GRENZLAND.